Bericht zur Kanin-Hop Europameisterschaft 2015
Dr. Michael Zürch
Vom 31.1.2015 bis 01.02.2015 fand die 4. Europameisterschaft im Kanin-Hop in der Schweiz statt. Dazu hatte der Verein Kanin Hop Schweiz alle europäischen Hobbyfreunde nach Sempach am malerischen Sempachsee im Kanton Luzern eingeladen. Die EM fand parallel zur Schweizerischen Rammlerschau in einer großen Turnhalle unweit des Ausstellungsgeländes statt. Bereits am Freitag (30.1.) machten sich die meisten Teilnehmer auf den Weg nach Sempach, was für viele eine Anreisezeit von über 8 Stunden bedeutete. Neben den Gastgebern waren Teilnehmer aus Deutschland, den Niederlanden und der Tschechischen Republik vertreten.
Im Vorfeld der EM waren keine Zulassungsbeschränkungen oder Tierzahlbeschränkungen bekannt gegeben, so dass jeder Teilnehmer so viele Tiere melden konnte, wie er wollte. Umso überraschter waren offenbar die Organisatoren um Turnierleiter Jules Schweizer und Familie Wermuth, als zum Meldeschluss eine Flut von Anmeldungen einging. Die nun durchzuführenden Starts überstiegen die im Vorfeld geplanten um ein Vielfaches, wodurch es nötig wurde den Zeitplan vorab anzupassen. So wurde die Schiedsrichtereinweisung auf Samstagmorgen um 6 Uhr festgelegt. Die Einweisung der Teilnehmer fand eine halbe Stunde später statt und das erste Starterpaar begann seinen Lauf gegen 7 Uhr.
Als Schiedsrichter kamen erfahrene Personen aus der Schweiz, sowie aus den Teilnehmerländern zum Einsatz. Das für diese EM erstmals zugrunde liegende EE-Reglement wurde entsprechend in der Schiedsrichterbesprechung durchgegangen und sich auf die Auslegung geeinigt. Wie auch bei der vorherigen EM sollte jede Berührung des Tieres einzeln als Korrektur gezählt werden. Leinenarbeit sollte hingegen zur Lenkung gestattet sein, aber bei starkem Ziehen über Korrektur bis Verwarnung und Disqualifikation sanktioniert werden. Gerade die Abstufung des Leineneinsatzes war leider im Verlaufe des Turnieres sehr unterschiedlich ausgelegt wurden. Dennoch war die ziemlich strikte Auslegung von Korrekturen für eine EM angemessen, da man von einem Europameister doch erwartet, dass das Tier vollkommen frei und ohne Antreiben die Bahn möglichst fehlerfrei absolviert. Nicht zuletzt musste stark auf den Tierschutz geachtet werden, der in der Schweiz bekanntermaßen einer der striktesten in Europa ist, was sich durch mehrfache Besuche des Veterinärs manifestierte.
Den Teilnehmern standen zwei Aufwärmbahnen zur Verfügung, die allerdings nur nach Aufruf zu betreten waren. Damit wurde gewährleistet, wie richtigerweise zu Beginn des Turniers mitgeteilt wurde, dass nur aufgewärmt und nicht trainiert werden soll. Der eigentliche Wettbewerb fand dann in der größten Halle der Anlage statt. Hier waren geräumige Tribünen für die Zuschauer aufgebaut, die in einem guten Abstand zur Wettbewerbsbahn standen. Lautsprecher und Durchsagen in allen Räumlichkeiten sorgten dafür, dass die Teilnehmer trotz der örtlichen Trennung von Wettbewerbsraum und Ruheraum/Vorbereitungsraum dann entsprechend in der richtigen Reihenfolge rechtzeitig und aufgewärmt am Start standen. Hier sei der besondere Einsatz von Hilda Novakova erwähnt, die quasi das komplette Turnier auf Deutsch und Tschechisch angesagt und moderiert hat.
Die Wettbewerbe fanden auf Teppich mit elektronischer Zeitnahme statt. Alle Bahnwettbewerbe wurden mit Vor- und Finalrunde ausgetragen. In der leichten und mittelschweren Klasse kamen nur Kaninchen in den zweiten Lauf die nicht mehr als 3 Fehler in der ersten Runde machten. In der schweren und Eliteklasse kam man mit 4 Fehlern noch in den Finallauf. Die Hindernisse wurden zum großen Teil extra für das Turnier angeschafft und kamen direkt aus der Herstellung. Die abwechslungsreich gestalteten Schweizerischen Hindernisse zeichnen sich dadurch aus, dass die Stangen bei der kleinsten Berührung fallen. Am Samstag wurden zuerst die Geraden Bahnen in Leichter, Mittelschwerer, Schwerer und Eliteklasse ausgetragen. Es zeigte sich, dass jeweils nur eine kleine Anzahl von Startern in die Finalrunde kamen. Schätzungsweise im Bereich von 10-20%, was verglichen mit anderen Turnieren recht wenig ist. Auf die vielfältigen Spekulationen über mögliche Ursachen für diesen Umstand soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. Der Schwierigkeitsgrad der jeweiligen Bahnen lässt sich als angemessen beschreiben, wenn auch vorrangig Steilsprünge zum Einsatz kamen. Es lässt sich jedoch konstatieren, dass die Tiere im Finale dieses zurecht erreicht haben und die starke Auslese im Sinne des zeitlichen Ablaufs des Turnieres war. Letztendlich ging es darum den jeweiligen Europameister und dessen Vize zu bestimmen.
Der Turniertag wurde am Samstagabend kurz vor 23 Uhr mit dem Hochsprungwettbewerb abgeschlossen. Der Weitsprungwettbewerb wurde aus zeitlichen Gründen auf Sonntag verlegt. Nach einer kurzen Nacht für alle Teilnehmer und keiner Nacht für die Organisatoren – die über Nacht die Halle auf Doppelparcours umgebaut haben um für Sonntag den Ablauf zu verbessern – ging es erneut kurz nach um 6 Uhr morgens am Sonntag mit den Parcours in Leichter und Mittelschwerer Klasse weiter, welche parallel ausgetragen wurden. Anschließend wurde der Weitsprungwettbewerb ausgetragen. Hier zeigte sich, dass das EE-Reglement nachgebessert werden muss. Die Schrittweiten und die Anfangsweite sind zu klein gewählt, wodurch sich bei strikter Einhaltung ein äußerst langwieriger Wettbewerb ergibt. Zumindest konnte so jeder mitmachen und sich im Weitsprung versuchen. Nach knapp über 7 Stunden war der Weitsprungwettbewerb geschafft und es konnte noch zügig zum Parcours in Schweren und Eliteklasse übergegangen werden.
Anschließend hieß es für viele im Laufschritt die Tiere aus den Käfigen holen und transportfertig machen, da das Abbauteam bereits mit dem Abbau der Käfige weit fortgeschritten war. Die Siegerehrung fiel aufgrund der fortgeschrittenen Zeit knapp aber zweckmäßig aus. Speziell die wunderschönen Pokale kamen leider nicht zur Geltung. Das Turnier wurde in den späten Abendstunden mit vielen Verabschiedungen und Umarmungen beschlossen und Tiere und Teilnehmer konnten nach einem erlebnisreichen Wochenende den Heimweg antreten.
Auf die sportlichen Leistungen aus deutscher Sicht blickend kann man die EM als sehr erfolgreich verbuchen. 11 Podestplatzierungen von 28 vergebenen Podestplätzen, darunter 3 Europameister, sprechen für sich. Das ist eine enorme Steigerung verglichen mit den Europameisterschaften der vergangenen Jahre. Auch im Hoch- und Weitsprung haben sich die Deutschen, die ja im eigenen Land keinerlei Erfahrung mit diesen Disziplinen haben, gut geschlagen. Da Vinci unter Begleitung von Max Kreyska konnte im Hochsprung mit 75cm Höhe mit dem bestehenden deutschen Rekord gleichziehen. Im Weitsprung war für die deutschen Teilnehmer bei 180cm Weite Schluss. Immerhin hat es im Hoch- und Weitsprung für zwei Top-10 Platzierungen im Feld der diese Disziplinen dominierenden Tschechen gereicht. Die vollständigen Ergebnislisten, sowie Fotos der Sieger sind auf www.kaninhopschweiz.ch zu finden.
Neben diesen Erfolgen soll nicht unerwähnt bleiben, dass es auch zu diversen Reibungspunkten während der EM kam. Viele unnötige Diskussionen über Organisation, Regelauslegung und dergleichen mehr, haben Zeit und Nerven gekostet. Man hätte sich gewünscht, dass einige Teilnehmer ihren sportlichen Ehrgeiz bei diesem Turnier hinten anstellen und grundlegende Verhaltensnormen nicht vergessen. Internationale Turniere sollten im Sinne der Völkerverständigung, der Freude und dem Austausch am gemeinsamen Hobby dienen. Man soll sich gemeinsam an den Besten der Besten erfreuen, Freunde begrüßen und neue Freunde finden, zusammen zittern und jubeln und immer seine Tiere als Champions feiern, egal auf welchem Platz sie in einer Rangliste stehen.
Abschließend geht mein persönlicher Dank an die Organisatoren um Jules Schweizer, Katharina und Veronika Wermuth und Michael „Michi“ Zurbuchen. Sie haben viel Zeit und Mühen investiert, um das Turnier bestmöglich durchzuführen. Man kann es nicht hoch genug anrechnen, dass das Schweizer Team die Herausforderung eine EM zu organisieren angenommen hat, nachdem die Messlatte bei der EM 2013 in Tschechien sehr hoch gelegt wurde. Die vielen Schweizer Helfer haben oft im Hintergrund und bis spät in die Nacht noch die Bahn aufgebaut und die Teilnehmer betreut. Der Imbiss vor Ort war für Schweizer Verhältnisse günstig und auch die Startgebühren waren verglichen mit anderen Turnieren sehr günstig. Man ist hier den ausländischen Teilnehmern sehr entgegen gekommen.
Für die nach neuesten Erkenntnissen sechste Europameisterschaft, die für 2016 in Deutschland angekündigt ist, bleibt zu hoffen, dass wir einen Weg finden, wie wir Kanin-Hop in Europa gemeinsam organisieren und einen gemeinsamen Nenner auch unter Einbeziehung der Skandinavier finden. Eine Europameisterschaft dient dazu einen Europameister zu küren, aber gleichermaßen soll es ein internationales Zusammentreffen von Kaninchensportbegeisterten sein, bei dem Freundschaften über Ländergrenzen hinweg entstehen und der Austausch über das gemeinsame Hobby einen jeden voran bringt.