Die Auswahl von Zuchttieren in der Herdbuchzucht

Das Zuchtbuch ( auch Herdbuch oder Zuchtstammbuch) ist eine von einem Zuchtverband geführte geordnete Zusammenstellung beglaubigter Abstammungsnachweise von Zuchttieren, Tierfamilien oder Stämmen. Die Tierzucht hat ein großes Interesse, die Abstammung der Zuchttiere zu kennen. weil deren Nachkommenschaft die verlangten Eigenschaften umso sicherer besitzen wird, je reiner Eltern und Voreltern des betreffenden Tieres in der bestimmten Rasse fortgeführt sind und je ausgeprägter diese schätzbaren Rasseeigentümlichkeiten besaßen.  Quelle:  Wikipedia zum Thema Herdbuch

Das erste Deutsche Zuchtbuch ist das der Pferdezuchtbuch von 1842  und von 1868 das des Rindviehzuchtbuch.  In der heutigen Zeit gehen inzwischen viele Zoos auch dazu über und nutzen gerade Züchtbücher zu den verschiedensten Artenschutzprogrammen weltweit. 

Die Rassekaninchenzucht hat ebenfalls großes Interesse an der Führung von Zuchtbücher, oftmals als Vereins- Zuchtbuch oder Einzel- Zuchtbuch  in Papier oder in Elektonischer Variante geführt.  In diesen Büchern werden wenn Sie richtig geführt wurden, eine Vielzahl von Aufzeichnungen und Informationen hinterlegt. Besondere Informationen die uns in der Zucht weiterbringen, sollten insbesondere in den Einzelzuchtbüchern vorhanden sein.  In diesen Zuchtbüchern sind insbesondere Positive aber auch Negative Informationen bzw. Eigenschaften eines Zuchttieres definiert. Aber was ist ein Zuchttier überhaupt:    

Ein Zuchttier in der Herdbuchzucht zeichnet sich durch viele Merkmale aus, wie z.B:

·         die unverwechselbare Kennzeichnung,

·         das Erscheinungsbild,  

·         die Vererbung,

·         die Gesundheit,

·         die Futterverwertung,

·         die Rassemerkmale,

·         die Fruchtbarkeit und natürlich

·         der große Abstammungsnachweis.  

Punkte sind bei der Auswahl eines Zuchttieres erstmal Nebensache. Die Zuchttiere sollten zwar dem Erscheinungsbild im Standards ziemlich nahe kommen,  es ist jedoch unbedeutend  ob das Zuchttier 96,5 Pkt. 97,0 Pkt. oder sogar mehr Punkte gemacht hat.

Ein Rassekaninchen kann nur als Zuchttier bezeichnet werden, wenn es ordentlich gekennzeichnet ist und  ein  großer Abstammungsnachweis vorliegt. Die unverwechselbare Kennzeichnung als Nachweis für die Identität des Tieres ist inzwischen innerhalb der EE oftmals nach deutschem Muster ( ZDRK ) kopiert bzw. übernommen worden. Gerade die Herdbuchzüchter sollten sich über die o.g. Grundbegriffe im Klaren sein und auch danach handeln.    

Unter Zucht versteht man die Planmäßige Paarung von Tieren, um ein Zuchtziel zu erreichen. Hauptmerkmal dabei ist die Fruchtbarkeit. und das Aufzuchtvermögen. Die Vererbung steht dabei ebenfalls im Vordergrund, allerdings wird das Ergebnis sowohl durch positive als auch negative Haltungsbedingungen erheblich beeinflusst. Ferner ist es entscheidend, welche Tiere wähle ich als Zuchttiere aus.  Nach welchen Kriterien entscheide ich. Welche Aufzeichnungen ( eigenes Zuchtbuch ) habe ich von den Vorfahren. Welche Informationen konnte ich bei einem Kauf eines Zuchttieres von einem anderen Zuchtfreund in Erfahrung bringen. 

Wurfgröße und Gewicht, z.B.  nach 4, 8, 12 oder mehr Wochen, oder habe ich Aufzeichnungen zu einer täglichen Gewichtszunahme gemacht.  Ich kann zu meinen Rexen sagen das diese in der Woche im Ø 120 -130 Gramm zunehmen.. So kann man ganz einfach die Milchleistung bzw.  Aufzuchtleistung eines Tieres feststellen. Ich habe Aufzeichnungen über Würfe die jeweils 10 Jungtiere großgezogen haben  mit  Ø 55 Gramm je Tier bzw. Ø 37 Gramm je Tier nach 4 Wochen. Allein aus dieser Aufzeichnung ist festzustellen das die Häsin die Jungtiere gezogen hat mit Ø 55 Gramm eindeutig besser in der Aufzuchtleistung ist, als die andere Häsin mit Ø 37 Gramm nach 4 Wochen.  Insofern kann man fast schon nach 4 Wochen sagen das diese Tiere später mal höher bewertet werden,  als die die nach 4 Wochen nur  Ø 37 Gramm wogen.

 Ich kann ferner sagen, dass meine Rexe (Schwarz bzw.  Blau Rex ) bei 100 Gramm Trockenfutter, Heu und Wasser täglich nach ca. 180 Tagen ein Gewicht haben von ca. 3,5 – 3,6 kg. Eine Regelmäßige Gewichtskontrolle ist auch gleichzeitig eine Gesundheitskontrolle, denn nur Tiere die an Gewicht zunehmen sind gesund. Ferner setze ich grundsätzlich nur Häsinen ein,  die mindestens 8 Milchzitzen haben, dadurch sind in der Regel größere Würfe, als wie bei Zuchttieren mit 6 Milchzitzen zu erwarten.

Man sollte auch wissen, dass in der Winterzucht kleinere Würfe fallen,  als beispielsweis im April oder Mai. wenn die Tage wieder heller und länger werden.

Die Paarung von Tieren einer Rasse bezeichnet man als Reinzucht, dagegen bezeichnet man die Paarung von Tieren aus verschiedenen Rassen als Rassekreuzung. Trotz Reinzucht einer Rasse gibt es verschiedene Linien,  die im eigenen Stall,  in Deutschland  oder sogar in andern Ländern Europas vorkommen. Diese Linien  können erheblich voneinander abweichen. Unsere Deutsche Zuchtrichtung legt unser neuer Standard 06..2018 fest. Die hier festgelegte Zuchtrichtung entspricht durch aus dem Tierschutz und das ist gut so.

An dieser Stelle möchte ich in besonderer Weise betonen, dass gerade die Herdbuchzucht in Deutschland und das schon seit ca. 75 Jahren mit der Körung  (Bewertung  am Stall)  zum Wohle des Rassekaninchens handeln. Eine Bewertung am Stall des Herdbuchzüchter  ist für das Rassekaninchen erheblich Stressfreier als auf einer Ausstellung.  Ferner kann die Umgebung des Tieres begutachtet werden und dem Züchter können mögliche Verbesserungen bzw. Optimierungen im Bereich der eigenen Stallanlage aufgezeigt werden. Ferner werden alle Rassekaninchen eines Züchters von einem oder zwei Körrichtern am Stall bewertet. Das gibt es nur im Herdbuch und zwar jedes Jahr.

Bei der Unterteilung von Zuchtlinien ergeben sich Familien und Paarungssysteme, so dass die Reinerbigkeit noch mehr gefördert werden kann. Die Inzucht  kommt zum Einsatz, wobei man wissen muss, dass gerade bei der Inzucht alles Gute aber auch alles schlechte, stärker im Erscheinungsbild der Zuchtrichtung zum Vorschein tritt. Das Positive bringt uns weiter und vom schlechten müssen wir uns  trennen.

Auch hilft uns eine starke Selektion nach ca. 120 Tagen, die unsere Zucht wirtschaftlicher macht.  Alle Rassekaninchen die nach 120 Tagen Fehler zeigen, von diesen sollte man sich trennen, z.B. wenn Sie innerhalb der 120 Tage mal Gewichtsverlust hatten, sind bei  diesen Rassekaninchen bereits Merkmale wie lose Schultern oder hinten Eckig vorgebucht. und das entspricht nicht dem Gesundheitsgedanken bzw. dem Idealbild.

Wenn Zuchtfreunde auf Ausstellungen nicht schnell genug an den Verkaufstand kommen oder nur nach Punkten kaufen,  kann ich  als Herdbuchzüchter das  leider nur sehr schlecht  nachvollziehen. Sicherlich gibt es Situationen in der Zucht wo so gehandelt werden muss, aber nicht jedes Jahr aufs Neue. Ich rate  von einem solchen Verhalten grundsätzlich jedem Züchter ab.

Der Name Züchter  bedeutet:   Ein Züchter plant eine Verpaarung  von Tieren die Ihn dem gemeinsamen Zuchtziel des Verbandes näher bringen.  

Mit jährlich neu gekauften Rassekaninchen  komme ich in einer Zucht nicht weiter,  weil ich immer wieder neue Erbformeln bekomme, mich neuen Gegebenheiten stellen muss. Ferner hat mir mal ein Alter erfahrener Züchter gesagt,  einen Rammler zieht man sich selbst., dann weis man was man hat.

Hinzu kommt das in der heutigen Zeit oftmals die Zuchtgruppe Drei ausgestellt wird, die es früher nicht gab, hier können 4 Tiere aus 4 verschiedenen Würfen,  ja ich bin mal extrem und sage einfach mal 4 Tiere, jeweils als  nur ein Tier geboren und von einer Häsin aufgezogen aber mit 96,5 oder 97 bewertet. Was kann ich daraus ablesen:  

·         Vererbung schlecht

·         Aufzuchtleistung schlecht

·         Fruchtbarkeit schlecht

·         Abstammungsnachweis ?  Will ich erst gar nicht ansprechen. 

 

Aber sehe ich das wenn ich ein solches Tier auf einer Schau kaufe, Nein. Aus meiner persönlichen Sicht sind das alles Blender und zur Zucht nicht einsetzbar und insofern für mich auch keine Zuchttiere.

Nachgewiesen ist,  wenn ich solche Tiere zur Zucht einsetze, darf ich mich nicht wundern, wenn diese zur Zucht eingesetzten Tiere, z.B. Kleine Würfe produzieren.    

Nehmen wir einfach mal an,  wir haben im eigenen Stall 2 Linien: bestehend aus 2,2

Die Linie 1 besteht aus Tier A und Tier B verpaart =  Nachzuchterbformel = AB

Die Linie 2 besteht aus Tier C und  Tier D verpaart = Nachzuchterbformel = CD

Ich möchte nun beide Linien verbinden / Kreuzen so erhalte ich die Erbformel

Nachzucht  AB verpaart mit CD Nachkommen  Erbformel  = ABCD.

Ich will nun diese Nachkommen mit der Erbformel ABCD mit Tier A verpaaren und so die Erbmerkmale von Tier A festigen,  dann erhalte ich Tiere mit der Erbformel  A + ABCD.

Das ist eine vereinfachte Darstellung einer möglichen Variante in der Linienzucht  mit der jeder Anfänger klar kommen müsste. Ferner besteht auch die Möglichkeit der Verpaarung der Eltern auf die Kinder zurück zu paaren. oder die Kinder unter sich zu verpaaren, damit man Sieht welche Fehler alle vorhanden sind. 

Damit diese ganzen Dinge vereinfacht festgehalten werden,  arbeiten wir Herdbuchzüchter mit einem Zucht Programm, das den Herdbuchabteilungen im ZDRK und  auch den HB Abteilungen der  Landesverbände als zentrales Zuchtbuch bereits seit 1990 zur Verfügung steht und im Jahr 2014 modifiziert wurde und inzwischen auf den neuen Standard 2018 angepasst wurde.

Dieses Programm wäre sofern es das ZDRK Präsidium beschließen bzw. freigeben würde, Deutschland weit für jeden Verein verfügbar. Es ist möglich das dieses Programm Daten an TGRDEU übermitteln kann, Ferner wäre unsere ZDRK Führung in einer vorzüglichen Situation und könnte wenn alle mitmachen würden, uns in die Situation versetzen, so das wir als ZDRK gesamt über Zahlen, Daten, Fakten verfügen, die aktuell immer noch Mühevoll Jährlich von Hand erhoben werden müssen oder auf die aktuell kein Zugriff besteht.

Diese Möglichkeit wäre optimal um z. B. verstärkt an Fördergelder der Ministerien und Landwirtschaftskammern zu gelangen z.B. für Artenschutzprogramme vom Aussterben bedrohte alte Haustierrassen bzw. Wirtschaftsrassen. Dazu gehören auch Rassekaninchen. In verschiedenen Bundesländern gibt es solche Förderprogramme immer noch. Und dort wo es keine gibt sollte man diese mal anfragen

Es besteht aktuell die Möglichkeit,  dass jeder Verein / Züchter dieses Programm für kleines Geld bei der Fa. Breeder Soft bestellen kann. Alternativ besteht natürlich auch die Möglichkeit  Mitglied in einer der Herdbuchabteilungen zu werden, worüber wir uns sehr freuen würden denn der Herdbuchgedanke von Leistung und Schönheit  lebt.

 

 

Michael Halbe

Schriftführer im ZDRK Herdbuch und

Vorsitzender Westfälisches Rassekaninchen Herdbuch

In der Königsmicke 9

57482 Wenden  

Tel 02762 8159

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